Nachhaltigkeit

Zara in Erklärungsnot

Nachhaltigkeit ist ein Thema, das die Welt beschäftigt. Und auch der Handel steckt mittendrin. Von den Ressourcen über Produktion und Vertrieb bis hin zu Recycling und Entsorgung stehen die großen Player der Modeindustrie unter Druck. Und es ist nicht nur die Klimakrise, die Handeln erforderlich macht, sondern es wachsen auch die Forderungen und Ansprüche der Käuferinnen und Käufer. Zuletzt hatten wir über Maßnahmen von Zalando und H&M berichtet, nun geriet Zara in Erklärungsnot.

Was macht Zara mit abgegebenen Schuhen?

Zara ist ein international erfolgreiches Fast-Fashion-Unternehmen mit Hauptsitz in Spanien. Es verkauft preisgünstige Bekleidung, Accessoires und Schuhe für Damen, Herren und Kinder in Ladengeschäften und einem Onlineshop. Eine investigative Recherche vom NDR, der „Zeit“ und dem Recherche-Start-up FLIP untersuchte nun mittels GPS, welche Wege bei Zara abgegebene Sneakers gehen. Und das mit erstaunlichen Resultaten. Was mit den alten Schuhen passiere, hatten sich auch elf Prominente gefragt und sich deshalb an der Aktion beteiligt.

380 Millionen entsorgter Schuhpaare jährlich

Das Geschäft mit den Sneakers ist immens und ein besonders schnelllebiger Bereich. Deshalb ist die umweltgerechte Entsorgung hier besonders dringlich. Denn über 380 Millionen Paar Schuhe schmeißt man in Deutschland pro Jahr weg. Und verursacht somit riesige Müllberge. Über 40 Komponenten, Klebstoff und Mikroplastik sind das unerwünschte Erbe. Ob man den Nachhaltigkeitsversprechen der Händler trauen kann, wollte nun das beteiligte Reporterteam herausfinden.

Zara und das Deutsche Rote Kreuz

Hierfür wurden die mit GPS präparierten Sneakers an verschiedenen Stellen entsorgt: in Altkleidercontainern, aber auch bei großen Händlern. So auch bei Zara.: „Schenken Sie der Kleidung, die Sie nicht mehr tragen, ein neues Leben.“ Darunter abgebildet die Logos von Zara und dem Deutschen Roten Kreuz. „Gut für die Gesellschaft. Gut für die Umwelt.“ lautet das Werbeversprechen im Clip des Zara Take Back Programmes. Ein Versprechen, dass Konsumenten und Konsumentinnen ein beruhigendes Gefühl vermittelt, nämlich dass sie noch etwas Gutes mit den abgelegten Stücken bewirken könnten.

Abfallunternehmen anstatt zweite Chance

Auf der zugehörigen Website Sneakerjagd kann man die Sneakerpaare verfolgen. Der Musiker Jan Delay beteiligte sich mit einem Paar blauer Nikes, die er in eine Sammelbox im Zara Store einwarf. Nach einigen Turbulenzen wird offenbar, wo die Sneaker gelandet sind: in einer Halle des Entsorgungsunternehmens Otto Dörner. Und das wirft Fragen auf: Wie kann es sein, dass die gespendeten Marken-Schuhe in gutem Zustand ohne Umwege von Zara direkt zu einem Abfallunternehmen gehen? Warum war das Deutsche Rote Kreuz gar nicht beteiligt, wie von Zara auf der Sammelbox angegeben?

Anfragen an Zara bleiben unbeantwortet

Anfragen zum Vorgang brachten Zara in Erklärungsnot. Nachdem Zara wochenlang nicht auf die Anfragen des Reporterteams reagiert hatte, erfolgte eine Kontaktaufnahme durch die PR-Agentur Brunswick. Das Ergebnis: Das Deutsche Rote Kreuz werde für die Abwicklung bezahlt, das Unternehmen selbst habe damit nichts zu tun. Vergleicht man das mit dem Versprechen der Kampagne, bleibt mehr als nur ein Fragezeichen. Eine Anfrage beim Deutschen Roten Kreuz selbst brachte auch nicht die erhoffte Auflösung. Eigentlich hätten die Sneaker in einen Hamburger Shop des Roten Kreuzes transportiert und dort gesichtet werden müssen. Aber eben nur eigentlich.