AOL zieht den Stecker: Einwahl-Internet wird Geschichte
Es ist offiziell: AOL stellt seinen Einwahl-Internetdienst am 30. September 2025 endgültig ein. Damit endet ein Kapitel, das einst Millionen Menschen den Weg ins Netz ebnete – begleitet von piependen Modems und silbernen CDs.
34 Jahre Online-Geschichte
AOL war in den 1990er Jahren mehr als nur ein Internetanbieter. Für viele war es das Internet. Der charakteristische Begrüßungston „You’ve got mail!“ („Sie haben Post!“) wurde zum popkulturellen Dauerbrenner und schaffte es sogar ins Kino. Und dann war da noch Boris Becker, der in einer legendären Werbung fragte: „Bin ich schon drin?“ – und damit unfreiwillig zum Gesicht der digitalen Revolution wurde. Wer jetzt unwillkürlich ein Dutzend passende Memes im Kopf hat – richtig, aber sowas gab es damals tatsächlich noch nicht.
Die Nutzerzahlen schrumpften: von 1,5 Millionen im Jahr 2015 auf nur noch wenige Tausend bis 2021. Jetzt ist endgültig Schluss.
Die letzte Runde für AOL-CDs
Mit dem Ende des Dienstes verschwinden auch die legendären AOL-CDs. Über eine Milliarde Stück wurden einst verteilt – in Zeitschriften, Briefkästen und sogar an Supermarktkassen. Bis zuletzt konnten sie telefonisch bestellt werden, um den langsamen Download über die Einwahlverbindung zu umgehen. Die CDs waren nicht nur Installationshilfe, sondern auch Marketing-Ikonen einer längst vergangenen Zeit.
Software aus der Mottenkiste
Auch die AOL Dialer-Software und der AOL Shield Browser werden abgeschaltet. Beide waren für Einwahlverbindungen und ältere Betriebssysteme optimiert. Der Dialer war mit 2,1 MB zu groß für Disketten – daher die CD. Heute wirken solche Tools wie digitale Fossilien, zumal CD-Laufwerke selbst in Desktop-PCs kaum noch zu finden sind.
Warum Einwahl überhaupt so lange überlebte
Trotz allem nutzten 2025 noch rund 265.000 Menschen in den USA ausschließlich Einwahl-Internet. Besonders betroffen sind ländliche Regionen, wo über 22 % keinen Zugang zu Breitband haben – im Vergleich zu nur 1,5 % in Städten. Für viele war Dial-Up die einzige oder günstigste Möglichkeit, online zu gehen. Ob die nun alle bei Elon Musk anklopfen müssen?
Ein langsamer Abschied
Die Geschwindigkeit war dabei alles andere als zeitgemäß: 56 Kbit/s unter Idealbedingungen. Ein hochauflösendes Foto konnte Minuten dauern – während moderne Glasfaseranschlüsse hunderte Megabit pro Sekunde liefern. Der Unterschied ist nicht nur spürbar, sondern fast schon absurd.

