Rechtliches

BFSG-Start im E-Commerce: Warum Barrierefreiheit noch scheitert

Eine aktuelle Studie von DataPulse und Buzzmatic belegt: Die meisten deutschen Online-Shops ignorieren das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG). Bereits im November 2024 erfüllten nur 1,06 % der 2.446 untersuchten Shops alle Kriterien. Im Juni 2025 sank diese Zahl sogar auf 0,95 %.

Dramatische Verschlechterung der Konformität

Vergleich der BFSG-Konformität zwischen November 2024 und Juni 2025:

  • November 2024 – nicht konform: 90%
  • Juni 2025 – nicht konform: 93%
  • November 2024 – verbesserungswürdig: 9%
  • Juni 2025 – verbesserungswürdig: 6%
  • November 2024 – voll konform: 1.06%
  • Juni 2025 – voll konform: 0,95%

Technische Mängel wie fehlende Alt-Texte, schwache Kontraste oder unzugängliche Tastatur-Navigation bleiben weit verbreitet – trotz gesetzlicher Pflicht und Vorlaufzeit.

Ursachen: Struktur und fehlender Druck

Die Probleme beruhen weniger auf Ignoranz als auf strukturellen Defiziten:

  • Barrierefreiheit gilt häufig als Randthema.
  • Kleine Shops fühlen sich nicht betroffen.
  • Fehlendes Fachwissen, Zeit und Ressourcen hemmen die Umsetzung.

Im Gegensatz zur GPSR erzeugt das BFSG bislang kaum Handlungsdruck, obwohl es rechtsverbindlich ist. Die Folge: viele Unternehmen vertagen nötige Maßnahmen.

Ergebnisse der Aktion Mensch

Auch die Aktion Mensch, gemeinsam mit Google und der Stiftung Pfennigparade, hat die Barrierefreiheit deutscher Online-Shops untersucht. Das Ergebnis ist ähnlich ernüchternd: Nur etwa ein Drittel der getesteten Shops erfüllt die Anforderungen an digitale Barrierefreiheit. Die Tests wurden von Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen durchgeführt, was praxisnahe Einblicke in die tatsächliche Nutzbarkeit der Shops ermöglichte. Die Studien zeigen: Barrierefreiheit ist noch lange kein Standard – obwohl sie ab Juni 2025 gesetzlich vorgeschrieben ist.

Chance zur Umkehr – mit kleinen Schritten

Barrierefreiheit muss nicht perfekt sein. Erste einfache Anpassungen wie:
Alt-Texte einfügen, Buttons verständlich beschriften und lesbare Kontraste erhöhen, können die Usability verbessern und langfristig auch wirtschaftlichen Erfolg begünstigen.